Autistische Menschen lieben Ruhe. Und sie brauchen mehr davon als andere Menschen. Ein fortwährender Zwiespalt entsteht, wenn zu viel Ruhe einkehrt. Irgendwann wird die Stille zur Einsamkeit. Eine Gefahr, die sich bereits ankündigt.

Auf den Punkt! Sofort zum Fazit.

Entspannst Du noch? Oder bist Du schon einsam?
Ruhe geht nur mit Stille. Alleinsein ist da oft eine Erholung. Doch unbemerkt kann sich eine Gefahr einschleichen, der man nur mit kleinen Schritten entgeht.

Es geht um mehr als Stress

Viele Menschen im Spektrum wissen, dass sie hin und wieder in die Konfrontation mit anderen Menschen gehen sollten. Ich erlebe ebenfalls die Konfrontation als sehr heilsam. Unter bestimmten Bedingungen. Allerdings kostet sie viel Kraft. Viel Planungszeit.

Das könnte daran liegen, dass wir uns über die Umstände der Konfrontation unsicher sind. Durch Planung und Recherche versuche auch ich, die Unsicherheit zu mindern. Wenn ich zum Beispiel bei einem Reiseziel den Ankunftsort bei Google gesehen habe, fühlt sich das Abenteuer gleich ein wenig vertrauter an. Das funktioniert natürlich nur bedingt, so dass Stress und Unsicherheit bleiben. Das sind Ängste und Angst frisst Energie.

Wo Du bist, so fühlst Du auch

Stell Dir vor, Du hättest ein Umfeld von Menschen in einer berechenbaren Umgebung. Wo Verhalten der Menschen weniger Überraschungen und weniger Erwartungen abverlangt. Hier müssten Menschen mit neurodivergenten Ängsten weniger Energie investieren.

Solche Orte finde ich dort, wo Menschen gerne Brettspiele spielen. Es geht auch mit Karten oder kleinen Würfelspielen, doch mit Brettspielen erlebe ich die Eindrücke stärker. Das liegt an einem Mix aus Ursachen. Die folgenden Aspekte sind aus meiner Sicht die wichtigsten:

You love Deeptalk?

Viele Menschen tun sich schwer mit SmallTalk. Wir haben eventuell schon Mal erlebt, wie angenehm guter Konversation sein kann. Oder uns gewünscht, mit einem guten Thema die Stille zu füllen. Die wir als Autisten nur schwer aushalten können.

Brettspiele bieten da eine Fülle von Themen und Anlässen, über die man kleine Gespräche führen kann. Fragen zu Spielregeln. Oder wer grad dran ist. Wer bestimmte Tauschobjekte hat. Oder eine Idee, wer der Mörder in der Bibliothek sein könnte…oder, oder.

Un wenn es still ist, dann sind alle beschäftigt. Kein Bedarf an Text. Wie herrlich für Autisten, nicht wahr?

Fachsimpelei ist erlaubt

Kennst Du das? Dein Spezialinteresse lässt Dein Herz höher schlagen. Doch Deine Umwelt teilt Deine Begeisterung nicht.

Natürlich kannst Du während eines Spiels keinen 10-Minuten-Vortrag halten. Doch die Spielverlage bauen erfolgreich viele Settings und Hintergrund-Infos in ihre Spiele ein. Ob Gartenbau, Technik, Historie, historische Technik, Ökonomie, … es gibt so vieles, wo man sich hineinvertiefen kann. Und wo sich leichter andere Menschen finden, die gerne mehr Fakten von einem gleichgesinnten Hobby-Experten austauschen würden.

Dazu musst Du nicht gleich einem Verein beitreten. Ab auch das ist einen Versuch wert.

Sind alle anders, ist es niemand

Ich spiele bereits seit meiner Kindheit. Nicht ganz so oft, aber immer wieder. Und über die Jahre konnte ich viele Menschen ein wenig kennenlernen. Und glaubt mir: Da waren viele sehr individuelle Persönlichkeiten dabei. Und in vielen Fällen auch sehr tolerante Charaktere, die anderen ebenso Raum lassen konnten.

Hier muss ich keine Angst haben, weil meine Klamotten zu dunkel sind. Oder ich zu viel rede. Oder zu wenig.

Nicht alle Menschen mögen mich. Doch beim Boardgaming sind viele Menschen ein wenig anders. Hier braucht niemand Angst haben, er wäre falsch.

Hier können stille Menschen sich erholen ohne zu vereinsamen. Mal die Deckung runternehmen.

Miteinander durch Ordnung

Noch ein drittes Hihlight: Boardgamer sind oft Personen, die gut mit Regeln und Ordnung umgehen können. Die Spielregeln während der Runde standardisieren das Verhalten der Beteiligten. Soziale Prozesse sind auf diese Weise leichter zu erkennen. Auch Menschen, die sozialen Interaktion weniger gut wahrnehmen, können sich in der geregelten Situation leichter einbringen.

Auch dies trägt weiter dazu bei, sich weniger fremd zu fühlen.

Deswegen liebe ich Brettspiele

Diese und weitere kleine Aspekte führen dazu, dass sich autistische Menschen mit deutlich weniger Druck in soziale Situationen begeben können. Und so nicht einfach nur eine Konfrontation üben, sondern sogar Freude am Miteinander haben.

Ich bin Autist. Ich liebe Brettspiele, weil ich hier „mit dabei“ bin. Ohne Angst.

Deswegen Brettspiele, gerade für autistische Menschen.
Spring hier nochmal zum Anfang.

Alles Gute,
Nils


Kennst Du Spiele, die autistischen Menschen besonders Spass machen könnten?
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